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Zeitungsandacht von Pastorin Giesel am 12.04.25

Mon, 14 Apr 2025 11:31:01 +0000 von Uta Giesel

Nicht, wie es scheint….

Es fühlt sich beklemmend an, wenn ich sehe, wie sie strahlt, wie sie lacht und scheinbar das Leben genießt, obwohl wir alle wissen, dass sie schwer krank ist.
Beklemmend ist es auch, wenn ich jubelnde Massen sehe, die irgendeinem Diktator huldigen und scheinbar überglücklich sind.
Beklemmend dieser sogenannte Palmsonntag, denn ich weiß, dass die jubelnde Menschenmenge bald „Kreuzige ihn!“ rufen wird….
„There is a crack in everything“, singt Leonard Cohen, der berühmte jüdische Poet und Musiker. Ich stimme zu: Nichts ist perfekt, nichts ist nur gut, niemand ist nur glücklich, irgendwas ist immer…
Cohen nennt es eine Hymne auf den Riss in allen Dingen. Er besingt die Risse in der Welt und in unserem Leben, weiß, dass Kriege weitergehen, Friedenstauben gefangen sind und Menschen weiter töten und verführt werden. Sein Rat hält jedoch dagegen: „Beginne jeden Tag von Neuem, wie die Vögel es tun. Läute die Glocken, die noch läuten können!“ Denn: „There is a crack in everything. That´s how the light gets in!“
„Es gibt einen Riss in allem. So kommt das Licht herein!“
Keine Finsternis ist so geschlossen, dass nichts mehr durchdringen kann. Jede Wirklichkeit hat eine Bruchstelle, an der sich Dinge ändern können; der Riss im System ist denkbar. Und diesen Riss besingt Cohen wie eine Hymne.
Es ist die Hymne der Kranken und Sterbenden, die Hymne der Widerständigen im Untergrund, die Hymne Gottes auf alle Zerrissenheit: Mein Licht durchdringt alles!
Morgen früh werden wieder Vögel singen und wir werden Glocken läuten hören. Unterbrechen wir unsere Routinen und unsere festgefahrenen Beklemmungen und geben der Hoffnung Raum, dass schmerzhafte, dunkle Zeiten aufgebrochen werden!
Bald ist Ostern!
Quelle: giesel
Westfenster Klosterkirche Loccum
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